4. Juni 2009
Wissenswertes zum bleifrei Löten

Hier einige interessante Informationen zum Thema bleifrei Löten. Diese Informationen stammen aus dem Gespräch mit einem Lötfachmann eines großen internationalen Distributors.

  • Anders als bei bleihaltigem Lot muss man sehr genau darauf achten, wie man arbeitet und mit was man arbeitet. Arbeiten mit bleifreiem Lot ist sehr viel anspruchsvoller und Fehler treten häufiger auf.
  • Für das Löten mit bleifreiem Lot sollte man grundsätzlich keine Lötstation mit weniger als 80 Watt benutzen. Zudem sollte man an der Lötstation die Temperatur einstellen können.
  • Das bleifreie Lot hat einen höheren Schmelzpunkt als bleihaltiges Lot. Beim Löten gibt es immer Temperatureinbrüche an der Lötspitze, z.B. durch den Kontakt mit dem kalten Lötzinn und der kalten Leiterplatte. Deshalb sollte man auch immer möglichst kurze, dicke Lötspitzen verwenden. Diese kühlen an der Spitze dann nicht so stark ab.
  • Erhitzt man die Lötspitze zu stark, verbrennt beim Löten das im Lot enthaltene Flussmittel. Deshalb sollte man die Temperatur an der Lötstation möglichst genau 140 Kelvin höher als den Schmelzpunkt des Lots einstellen.
  • Enthält das Lötzinn weniger als 1% Flussmittel, sollte man Flussmittel zugeben.
  • Die Lötspitze reinigt man am Besten mit einem Trockenreiniger und nicht einem feuchten Schwämmchen. Nach dem Reinigen der Lötspitze muss man diese umgehend wieder verzinnen.
  • Wenn man ein Schwämmchen benutzen will, dann sollte man dieses nur mit demineralisiertem Wasser anfeuchten und den Schwamm gut auswringen, damit er nur feucht und nicht nass ist. Die Feuchtigkeit provoziert Temperatureinbrüche an der Lötspitze, die zu Rissen in der Lötspitze führen können.
  • Einen Lötspitzenreiniger sollte man nur anwenden, wenn die Lötspitze schon stark verschmutzt ist und keine sauberen Lötergebnisse mehr erzielbar sind. Anschließend muss die Lötspitze sofort wieder verzinnt werden um einer Korrosion des blank liegenden Eisens der Lötspitze entgegen zu wirken.


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Ein Kommentar »

  1. Hier noch einige „Erfahrungswerte“ aus unserem Lötkompetenzzentrum der METALLEX AG:

    1. Grundsätzlich sollte zwischen Zinn-Silber-Kupfer-Lot und Zinn-Kupfer-Nickel-Lot unterschieden Werden. Silberhaltige Lote bergen das Risiko des sog. „leachig Effektes“ und ziehen aus den Lötspitzen das Nickel heraus. Besonders bei hohen Spitzentemperaturen. Bei Verwendung von Zinn-Kupfer-Nickel-Lot entfällt dieser Effekt, da Ni bereits in der Legierung enthalten ist.

    2. Eine hohe Wattangabe an der Lötstation garantiert nicht, dass ein gutes Lötergebnis erzielt wird. Viel wichtiger ist eine kontinuierliche Temperaturnachregelung und ein aktives Spitzensystem (z.B HAKKO-Lötsysteme). Mit einem solchen Lötsystem kann bereits mit 330°C (gemessen an der Lötspitze) ein hervorragendes Ergebnis erzielt werden.

    3. Temperatureinbrüche an den Lötspitzen sind eigentlich nicht das Problem, sondern die daraus resultierenden Überschwinger bei den meisten Lötsystemen. Zu hohe Temperaturen zum falschen Zeitpunkt führen beim Verzinnen der Lötspitze zum Verbrennen des Flussmittels und die dabei entstehenden Säuren beschädigen den Fe-Mantel der Lötspitzen. Bei Nassreinigung entstehen zudem Haarrissse infolge der hohen Temperaturunterschiede zwischen Nassmedium und Lötspitzenoberfläche. Deshalb ist auf eine Nassreinigung zugunsten einer Reinigung mit Flussmittelbeschichteter Messingreinigungswolle (z.B. HAKKO 599B-02) zu verzichten.

    4. Lot ohne Flussmittelanteil führt zu einer „Nichtbenetzung“. Standardmässig wird dem Lötdraht Flussmittel mit einem Gehalt von 1.5% bis 2.5% zugegeben. Auf die Klassifizierung (REL oder ROM) achten. Neuere Flussmitteltypen werden meist als sog. „no clean“ angegeben und müssen nach Gebrauch nicht gereinigt werden.

    5. Lötspitzenreiniger oder sog. „Regenerationspasten“ beinhalten immer hoch agressive Chemie um ihre optimale Reinigungs- und Regenrationswirkung zu entfalten. Man sollte diese Pasten äusserst sparsam und gezielt anwenden. Nach der Anwendung muss die so gereinigte und regenerierte Lötspitze 5 – 6 Mal mit viel Lötzinn abgeschwemmt werden, damit sich die Rückstände der Paste nicht auf der Leiterplatte ansammeln und ablagern können.

    6. Das bleifreie Handlöten verlangt (je nach zu lötender Oberfläche) einiges an Umdenken und vor allem entsprechendes Training. Dies um reproduzierbare Resultate zu erhalten und dementsprechend eine geringe Fehlerrate zu erzielen.

    Dies sind nur einige Tipps und Tricks, welche in unseren Kursen den Anwendern näher gebracht werden. Das Thema „bleifreies Handlöten“ beinhaltet noch viel Fehlerpotential und nur gut ausgebildete und Trainierte Anwender haben eine Chance,
    Ansprechende und Saubere Lötstellen hinzukriegen.

    Schulungen und Trainings siehe unter http://www.metallex.ch

    Viel Spass beim Löten mit bleifreien Werkstoffen wünscht Euch

    info@metallex.ch

    Peter Hunziker

    Kommentar by Peter Hunziker